Aktivitäten - 2002Exkursion Insel Poelvon Andreas Halbig Unsere diesjährige Exkursion fand am 1. Juni auf der Ostsee-Insel Poel
statt. Ich hatte vorher noch nie von der Insel gehört und war positiv
von diesem schönen Flecken überrascht. Die Leitung übernahm
Dr. Günter Schmidt, weitere Teilnehmer waren seine Frau, Michael Heinrich,
Hagen von Tronje, Malte Willert, Andreas Neumann und meine Wenigkeit.
Auf dem Weg zum Strand fanden wir nach etwa 10 Meter das erste Überbleibsel eines Radnetzes an einem Weidezaun und versteckt die dazugehörige Spinne, die Schilfkreuzspinne, Larinioides cornutus, (Abb. 1) welche überall anzutreffen ist und bevorzugt an feuchten Wiesen lebt. Ihr Körper zeigt gelbe bis graue Töne. Ein paar Meter weiter an einer kleinen Hütte fanden wir noch ein Exemplar und etwa 20 cm daneben ein riesiges Weibchen der Springspinne, Marpissa muscosa (Abb. 2). Springspinnen besitzen im Gegensatz zu anderen Spinnen ein vorzügliches Sehvermögen und können sogar Farben sehen. Marpissen leben oft an Baumstämmen und teilen sich diesen mit bis zu 80 Artgenossen.. Am Strand angekommen fragte ich mich, ob wir da überhaupt eine Spinne
finden können. Ich hatte noch nie während eines Sonnenbades am Meer
ein 8-beiniges Lebewesen bemerkt.
Überall konnten wir auch kleine schwarze Wolfspinnen, Pardosa purbeckensis (Abb. 3, Männchen) finden. Alle Weibchen trugen einen Kokon am Abdomen. Auch diese können sich vom Meerwasser überfluten lassen. Der nächste Fund war ein Männchen der Streck- oder Kieferspinne, Tetragnatha extensa (Abb. 4), welche häufig am Wasser anzutreffen ist. Ihre Radnetze haben in der Mitte eine offene Nabe. Hagen von Tronje, unser erfolgreichster Spürhund fand als nächstes ein großes, altes Weib der Spaltenkreuzspinne, Nuctenea umbratica (Abb. 5), die sich unter einer Rinde am Baum versteckte. Sie hat ein eher flaches Abdomen, mit dem sie hervorragend in Spalten Unterschlupf findet.
Nun kamen wir zu einem Küstengebiet, an dem die Dünen höher
wurden und in eine lehmige Steilküste übergingen. In dem Steilhang
waren Löcher in denen verschiedene Spinnen ein Gespinst bauen konnten.
Dann eine hübsche Zebraspringspinne, Salticus scenicus
(Abb. 6), welche auch in Großstädten an Hochhauswänden anzutreffen
ist. Weiterhin entdeckten wir zwei Baldachin-Zwergspinnen, Linyphia hortensis und Neriene emphana, und noch eine Wolfspinne, Pardosaagriola arenicola, welche kaum von Pardosa purbeckensis (s. o. Abb. 3) zu unterscheiden ist.
Unser letzter Fund am Strand war ein Männchen der Heidejagdspinne, Pisaura mirabilis (Abb. 7), welche ein interessantes Werbeverhalten hat. Das Männchen fängt sich eine Fliege oder eine andere Beute, mit dem es sich dem Weibchen nähert. Das Weibchen nimmt im Normalfall das Brautgeschenk mit ihren Chelizeren und lässt sich begatten. Es gibt jedoch noch weitere interessante Szenarien der Werbung, die in dem Buch „Spinnen“ von Dr. Günter Schmidt ausführlich beschrieben werden. Nun verließen wir den Strand, und gingen 50 m landeinwärts parallel zum Wasser zurück. Im Waldbereich stellten wir fest, dass in der Tat fast alle Netze durch das Unwetter zerstört waren. Trotzdem fanden wir einige. Als erstes eine Frühlingsradspinne, Metellina mengei. Männchen und Weibchen spielen beim Werbeverhalten mit einer eingesponnenen Fliege. Außerdem oft anzutreffen viele Jungtiere der Gartenkreuzspinne, Araneus diadematus und die sehr häufige Baldachinspinne, Linyphia triangularis, die Sträucher und Gebüsch in Wäldern und Gärten in ungeheurer Individuenzahl bewohnt. Ebenfalls konnten wir noch ein Weibchen von Tetragnatha extensa finden, von dem wir ja am Strand schon ein Männchen entdeckten. Unser Weg führte uns zu einem Pfad, bei dem wir Wald auf der rechten und eine Weizenwiese auf der linken Seite hatten. Das Feld war von vielen Exemplaren der Schilfkreuzspinne, Larinioides cornutus, (Abb. 1), und der Brücken-Kreuzspinne L. sclopetarius (Abb. 8) bewohnt, die in ihren sauber gewebten Radnetzen ausschließlich nachts auf Beute lauern. Oft findet man sie Netz an Netz an Brückengeländern und Straßenlaternen in unmittelbarer Nähe von Gewässern. Während der warmen Jahreszeit findet man Tiere unterschiedlichen Alters oft in großer Zahl zusammen. Ebenfalls fanden wir Exemplare der Gartenkreuzspinne Araneus
diadematus und ein großes Weibchen der Heidejagdspinne,
Pisaura mirabilis (Abb. 7) mit einem erbeutetem
Schneider.
Direkt am Strand fingen wir an uns umzuschauen. Dieser war breiter als der vom Vormittag und es wuchs dort auch Schilf. Fündig wurden wir jedoch erst mal an einigen Strandkörben. Unzählige kleine Radnetzspinnen, Zygiella atrica, die geschickt kleine Fliegen etc. entdecken, beissen, umspinnen und huckepack in ihre Schlupfwinkel tragen. Eine weitere Radnetzspinne fanden wir an einem Strandkorb, jedoch hatten wir keine Ahnung, zu welcher Art oder Gattung das Männchen gehört.
Wir gingen weiter, bis der Strand komplett mit Schilf bewachsen war und fanden
am Schilfgürtel zwei weitere Arten. Einmal die schwer zu entdeckende
Ameisenspinne, Micaria pulicaria (Abb. 9) welche
sich bei hellstem Sonnenschein unter die Ameisen mischt und dort nicht weiter
auffällt, weil sie der Ameise nicht nur in Größe und Form
ähnelt, sondern auch noch ihre typischen Bewegungen imitiert, damit sie
auch nicht von den 6-Beinern entlarvt wird. Sie laufen mit erhobenen Abdomen
auf ihren dünnen Beinen umher, wobei das erste Beinpaar wie das Fühlerpaar
der Ameisen bewegt werden. Zu guter Letzt zogen wir noch die Schuhe aus, krempelten die Hosenbeine hoch und machten uns auf den Weg zu einer leicht bewachsenen Sandbank, 100 m vor der Küste. Diese ragte etwa 1 cm aus dem Wasser, und ich fragte mich, wer auf die Idee kam, dort zu suchen. Zu meiner Überraschung fand Hagen auch dort ein paar Spinnen. 3 Zwergspinnen (mit bloßem Auge unbestimmbar), welche direkt am Boden zwischen abgestorbenen Seegras hausten und 1 Jungtier der Gartenkreuzspinne Araneus diadematus, die in ihrem Netz, gebaut an einem der wenigen Büscheln dort, hing. Diese Luftschiffer sind wohl über den Luftweg dorthin gelangt, und letztere dürfte kaum Chancen haben, sich dort gut zu entwickeln. Nach dem Besuch auf der Sandbank gingen wir zurück zum Hotel, schauten uns auf dem Rückweg noch einige Netze an und verabschiedeten uns dort.
Literatur:
Fotos: Malte Willert |
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